„DINO“ – WIE DER SAURIER?
„Ja, mit Zweiliter-Alu-Block, noch ganz ohne Transistorzündung, Vergaser oder Choke.“

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Wie die Liebe zu italienischen Autos einen klassischen Fiat Dino von Mailand nach Wien spülte und welche überraschenden Analogien sich in den Viten von Besitzer Ferdinand Neiber und seinem Coupé sonst noch finden.

„Fiat wie?“, lachte die Stimme am anderen Ende der Leitung, als Ferdinand Neiber auf der Suche nach einer Ersatzscheibe für seinen historischen Fiat Dino gerade den Telefonhörer zum Glühen brachte. „Dino, so wie Dinosaurier?“ Natürlich absoluter Schwachsinn, denn auch wenn der Name das Laien nahelegen könnte, mit prähistorischen Giganten hat der elegante Fiat nichts gemein. Vielmehr wurzelt der Schriftzug „Dino“ in der Verniedlichung des Namens Alfredo – Rufname von niemand Geringerem als Alfredo Ferrari, Sohn des legendären Enzo Ferrari. Das Grundgerüst für den in einem V angeordneten Sechszylinder seines Fiats soll Enzo Ferrari 1956 einem seiner Motorenentwickler, so besagt es die Legende, noch am Sterbebett zugeraunt haben. Das Ergebnis war bis 1960 in der Formel 2 zu bestaunen.

WIE DER DINO ZU FIAT KAM

Anno 1966 kehrte der Motor mit Einführung der 1,6-Liter-Klasse zurück auf den Ring. Um die nötige Homologation zu bestehen, war damals jedoch eine Produktion von mindestens 500 Serieneinheiten gefordert. Mangels Kapazitäten musste Ferrari die Produktion in die Hände von Fiat legen. Dort wurde das kaum alltags- und großserientaugliche Renntriebwerk optimiert und für die Verwendung inFerraris Dino-Modellen, aber eben auch im Fiat Dino zur Serienreife entwickelt. In erster Serie noch mit Aluminiumblock als 2.0-Liter-V6, später als 2.4-Liter-V6 mit Graugussblock, befeuerte der geschichtsträchtige Motorblock zwischen 1966 und 1972 den Fiat Dino als von Bertone gezeichnetes Coupé respektive als der Feder von Pininfarina entsprungenen offenen Spider. Daneben durfte das Triebwerk nebst Ferraris Mittelmotorsportlern Dino 206 und 246 GT auch dem brachialen Lancia Stratos ordentlich einheizen.

An manchen Stellen verlangt der Lack nach Zuwendung.
Wegen solcher kleiner Lack-Instandsetzungen parkt der Dino aktuell in den Hallen von ZEILER.
Bertones Handschrift verliert wohl nie an Faszination.
Hier hat Ferdinand Neiber handschriftlich das korrekte Ventilspiel vermerkt – schon kleinste Abweichungen lassen den Dino unrund laufen.

AUS MAILAND NACH WIEN
Ferdinand Neiber hatte seine erste Begegnung mit einem klassisch roten Fiat Dino Coupé zu Volksschulzeiten.

Bis Ferdinand Neiber erstmals den Schlüssel seines eigenen Dino ins Zündschloss stecken durfte, sollten allerdings noch einige Jahre ins Land ziehen.

Neibers Cousine war es, die mit einer Oldtimer-Zeitschrift zum 40. Geburtstag schlussendlich das Schicksal auf seinen Weg brachte. Ein halbes Leben war der Autonarr bereits auf der Suche nach „seinem“ roten Dino gewesen. Über eine Annonce in besagter Zeitschrift fand er ihn dann frisch restauriert in einer Mailänder Garage. Vierzehn Jahre ist das nun her und die Liebe zur italienischen Rarität scheint stärker denn je. Der Neiber’sche Dino ist tatsächlich noch einer aus der ersten Serie, mit Zweiliter-Alu-Block und noch ganz ohne Transistorzündung, Vergaser oder Choke. Charmanter Wink des Schicksals: Das Coupé lief am 20.7.1967 vom Band, Auto und Besitzer sind somit nicht nur derselbe Jahrgang, tatsächlich sind sie kalendarisch keine zwei Monate getrennt.

Zeitlos elegantes Cockpit zwischen Holzvolant und klassischen Rundinstrumenten.
Kippschalter in der Mittelkonsole versprühen Rennsport-Feeling.
Lange hatten sie sich gesucht, seit 2007 gehen Ferdinand Neiber und „sein“ roter Dino gemeinsame Wege.

ALTE LIEBE WILL GEPFLEGT WERDEN

Einen Oldtimer am Leben zu halten, ist eine Kunst für sich. Ersatzteile müssen aufwendig über mühevoll aufgebaute Liebhabernetzwerke beschafft werden, und wer den Klassiker in beneidenswertem Glanz halten möchte, darf auch nicht davor zurückschrecken, sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Technisch einwandfrei, verlangt der Dino aktuell nach kleineren schönheitschirurgischen Verjüngungsmaßnahmen. Das Lackkleid ist seit dem Kauf im Jahr 2007 unangetastet geblieben und hat sich nun eine umfassende Instandsetzung in den Hallen von ZEILER verdient. Während äußerlich der Glanz gerade wiederkommt, macht sich Ferdinand Neiber, übrigens ein langjähriger Freund des ebenfalls italophilen Roman Zeiler, gerade Gedanken um das Innenleben. Nebst dem berüchtigten Zahn der Zeit haben auch viele Kilometer rund um Histo Cups in Ungarn und Österreich sowie beim Ventilspiel am Red Bull Ring an der Innenausstattung genagt. Alles soll neu bezogen werden – offen ist nur noch, ob es sich auf zukünftigen Abenteuern rund um Mille Miglia, französische Riviera oder Amalfiküste besser auf Stoff oder auf Leder sitzt …