EIN 911ER G-MODELL,
DAS EINFACH NICHT STERBEN WILL - TEIL 2

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Der umfangreichen Wiederbelebung des 911er G-Modells vom Totalschaden zurück zum Stolz der Straßen hatten wir uns ja bereits im letzten Magazin gewidmet. Nun geht es auf die Zielgerade.

Unverzeihlich wäre es gewesen, hätte sich das heisere Röhren des luftgekühlten Saugers an jenem Abend zum letzten Mal von den vorüberziehenden Hauswänden zurückgeworfen, um sich dann im Dunkel der Nacht zu verlieren. Jenem Abend, an dem sich der 86er Carrera am übermotivierten 3.2-Liter-Boxer – einer aus der Riege der Luftgekühlten – verschlucken und am Weg vom glatten Asphalt übers sandige Bankett ins angrenzende Grünland partout gegen einen Laternenmast stemmen musste. Der unglückliche Besitzer bekam damals die volle Härte der Windschutzscheibe zu spüren. Und das G-Modell? Dem waren die einst so klaren Linien entglitten. Die athletischen Formen der Frontpartie zeigten sich zerklüftet, die Aufpralldämpfer hatten ihre Bestimmung märtyrerhaft erfüllt und waren am Ende, Rahmen und Bodenplatte zeigten sich verzogen und windschief.

MIT ROBOTERARM ZURÜCK ZUM SERIENMASS

Für all jene, die sich nicht mehr erinnern können, hier noch einmal ein kurzer Rückblick zum Genesungsfortschritt des von ZEILER unter die Fittiche genommenen Porsche: Mit Technologie, die sonst eher der Automobilkonstruktion eigen ist, war das ZEILERTeam dem verzogenen Rahmen im ersten Schritt gehörig auf die Pelle gerückt. Aufwendig wurde der Rahmen auf der High-End- Richtbank anhand von vorgegebenen Referenzpunkten elektronisch vermessen und im weiteren Verlauf mit den Seriennormen abgeglichen. Ein speziell dafür entwickelter Drei-Achsen-Roboterarm fährt dabei die ihm vorgegebenen Linien ab und zeigt Abweichungen präzise an. Der „Dozer“, eine hydraulische Winkelpresse, zieht den verunfallten Rahmen schließlich wieder in Form. Doch das war für das G-Modell erst der Beginn.

Der Carrera auf der Richtbank.
Der Automobil Veteranen Club Austria hat es sich zur Aufgabe gemacht, historisch bedeutsame Fahrzeuge am Leben zu halten und artgerecht zu bewegen.
Hier stieß das Haupt des Unfalllenkers beim Aufprall an die harten Grenzen des Innenraums.

Zum Glück haust der Motor im Heck

Mit nunmehr gerader Basis ging es anschließend ans Eingemachte. Um den Schaden vollumfänglich zu erfassen, musste die gesamte Front zerlegt werden und das Fahrwerk sowie sämtliche Leitungen ausgebaut. Was sonst noch trügerisch schien, galt es anzuschleifen und genau zu prüfen. Ein Glück nur, dass der 911er seinen legendären Boxermotor aus Tradition im Heck trägt. Nicht auszumalen, hätte sich der Laternenmast auch hier verewigt. Doch auch so erwies sich die Ersatzteilbeschaffung als Nadelöhr in der Instandsetzung. Gemeinsam
mit Teilehändlern brütete man über Explosionszeichnungen des G-Modells, fand schließlich mit helfenden Händen aus dem Porsche-Händlernetzwerk Zugang zu spezifischen Bauteilen. Teile für Klassiker zu finden – eine Kunst für sich.

Türen, Seitenverkleidungen, Schürzen – alles muss ab.
Dirty love …
Strahlenschutzanzug? Nein, hier wird Farbe an die Karosse gebracht.

AB IN DIE LACKIERBOX
EIN LACKKLEID, BESSER ALS AM ERSTEN TAG

Exakte Einpassung, gleichmäßige Spaltmaße, perfekte Verarbeitung:

Mühevoll wurden sämtliche Neuteile eingepasst, bis Ferdinand Porsche höchstpersönlich zufrieden gewesen wäre. Nicht minder mühevoll ging es dann, nach dem obligaten Vorbereitungsmarathon an sämtlichen Blechteilen, in die Lackierbox. Grundieren, aufbauen, lackieren – vor allem Metallic-Lackierungen verlangen nach absoluter Sauberkeit, kundiger Hand und einem geduldigen Fachmann.

 

 

 

 

 

Schicht für Schicht zurück zu altem Glanz.
Wo keine Farbe hindarf, dort muss abgeklebt werden.
Abkleben, verschleifen, entfetten – Vorarbeit ist die halbe Miete.

„Bis Ferdinand Porsche höchstpersönlich zufrieden gewesen wäre.“

Die passende Einstellung bei der Reparatur von Oldtimern ist für uns Automobilliebhaber der Schlüssel zum Erfolg.

Wo das menschliche Auge zur Schwäche neigt, holt man sich bei ZEILER technische Unterstützung. Eine Tageslichtlampe, die auch auf andere Lichtverhältnisse umgestellt werden kann, zeigt schonungslos auf, ob die Farbe bereits deckt oder irgendwo noch etwas vom Untergrund zu sehen ist. Sie hilft dabei auch sicherzustellen, dass der Basislack absolut trocken ist, ehe es an die nächsten Arbeitsschritte geht. Spritzt man den Klarlack über eine nasse Lackschicht, zwickt er sich auf und die ganze Arbeit beginnt von Neuem. Erfahrung ist hier das Maß aller Dinge.

 

 

 

 

In gleichmäßigen Zügen wird die Lackierpistole über die Karosse bewegt.
Altes Eisen in Hightech-Lackierkabine.
Altes Eisen in Hightech-Lackierkabine.

„Nach der Operation hängt der luftgekühlte Boxer wieder am Gas wie eh und je.“
Erkenntnis der ersten Probefahrt

BACK ON THE STREET

Blech und Lack zurück im Originalzustand und mit frisch konserviertem Unterboden gegen die nagenden Zähne der Zeit gerüstet, darf der 911er endlich zurück auf die Straße. Die Operation hat er ohne bleibende Schäden überstanden, sein luftgekühlter Boxer hängt bereits wieder am Gas wie eh und je. Auf dass sich sein Fauchen noch lange in der schwarzen Nacht verlieren darf …

Rückblickend betrachtet steht der 911er heute besser da als vor seinem Ausrutscher.